Die Beerdigung

Der bisher traurigste Moment in meinem Leben !

Eine solche Beerdigung habe ich in meinem ganzen Leben noch nie erlebt, ich war schon auf einigen Beerdigungen in unserer Familie, aber diese schlug alles! Christian war ein besonderer Mensch und auch so sollte er auf seinem letzten Weg auf Erden gebettet werden.

Es fing schon mit seinem Tod an, es war ein sehr ungewöhnlicher Tod, plötzlich, unerwartet und völlig überraschend! Normalerweise stirbt kein 24-jähriger an Asthma!

Das nächste ungewöhnliche war dann die Todesanzeige, die wir für Ihn aufgegeben haben, diese entsprach seinem Leben:

Die Beerdigung an sich hatten wir auch anders geplant als eine normale, denn auch alles an Christian war besonders, deshalb haben wir die Beerdigung nach seinen Empfindungen gestaltet. Wir wollten die Beerdigung so kurz wie möglich halten, denn er war immer der Meinung, dass man nicht in die Kirche gehen muss um gläubig zu sein, die die das machen, wollen sich nur in der Öffentlichkeit präsentieren. Er wollte entgegen aller Meinungen immer verbrannt werden, auch diesen Wunsch haben wir ihm erfüllt. Seine Urne war mit Airbrush verziert. Wir haben die Trauerfeier auch nicht in der Kirche abgehalten, sondern in einer Kapelle, da mit vielen Jugendlichen zu rechnen war und diese nicht all zu gerne in die Kirche gehen. Man kann sich nicht vorstellen, wie viel Leute zu dieser Beerdigung gekommen sind, einfach Wahnsinn! Hier bemerkte man erst, wie beliebt Christian in seinem Umfeld war, egal ob Kollegen, Arbeitskollegen, Familie oder Freunde, alle waren da und begleiteten Ihn auf seinem letzen irdischen Weg! Als wir vor der Trauerfeier in die Kapelle gekommen sind, haben Kollegen und Freunde mehrere hundert Teelichter um die aufgestellten Blumen und die Urne angezündet, dies war ein unvergesslicher Anblick! Wir hatten zum Auslauf Christians Lieblingslied gespielt, das Lied von Nickelback "How you remind me". Dies war so ein rührender Augenblick, das kann man sich nicht vorstellen, zumal mein Vater ohne Absprache zum Mikrofon ging (in diesen schweren Minuten) und noch einige Worte sagte, mit diesem Lied im Hintergrund! Als wir an seinem Grab ankamen, liefen vor der Kapelle immer noch die letzten Leute los.

Es war eine unendlich lange Zeit, bis sich alle am Grab von Christian verabschiedet hatten, ich hatte zwar kein Zeitgefühl zu diesem Augenblick aber es dauert eine sehr lange Zeitspanne, bis mehrere hundert Personen am Grab Abschied nehmen konnten! Hier waren so viele Personen, bei denen ich mein ganzes Leben lang noch keine Tränen sah, doch für Christian haben sie diese vergossen.

Wie es sich gehört, haben alle Kollegen von Christian an seinem Lieblingsplatz ("auf dem Höchsten") ein Bier auf Ihn getrunken, es wurde an dieser Stelle bis spät in die Nacht getrauert und getrunken, dies ging zum Teil so weit, bis einzelne Leute nicht mehr richtig stehen konnten. Es sollte kein Fest sein, sondern wir wollten unseren Respekt erweisen. Bis heute treffen sich seine Kollegen an diesem Platz und man hört jedes mal irgendwelche Geschichten über Ihn, um sich an Ihn zu erinnern und das Andenken aufrecht zu erhalten.

Man kann sich nicht vorstellen, wie viele Beileids- und Trauerkarten an unsere Familie geschickt wurden, ein riesen Karton voll. An manchen Tagen lief der Briefkasten fast über!

Das nächste ungewöhnliche war die Danksagung, die wir veröffentlicht haben. Ich habe diese mit der reinen Wahrheit geschrieben, Christian hätte nicht gewollt, dass man Dinge erfindet und nicht die Wahrheit schreibt.

Bis Heute war ich fast jeden Abend an seinem Grab und hab mich mit Ihm unterhalten, so hab ich das Gefühl, dass er noch da ist und ich glaube, dass er mich in diesem Moment auch zuhört!

Christian und ich haben die gleiche Auffassung vom Tod: Wir waren schon immer der Meinung, dass nach dem Tod noch etwas kommen muss, es kann nicht sein, dass dann alles auf einmal fertig ist, deshalb glaube ich, dass ich ihn wieder sehen werde und er für uns den Weg bereitet!

Ich bin der Meinung, dass jeder der geboren wird seine Prüfungen bestehen muss, um in eine nächste Ebene zu gelangen, dazu sind für jeden Prüfungen vordefiniert, die er erfüllen muss, besteht er diese nicht, lebt er noch länger um andere Prüfungen dafür zu bestehen, damit er es wert ist in die nächste Ebene vorzudringen. Christian bestand seine Prüfungen in einem relativ kurzen Zeitraum, deshalb wurde er schon so früh von uns abberufen. Er ist derjenige, der zuerst ging und er wird den Weg bereiten, damit wir nachkommen können. Wenn wir dann eines Tages vor ihm stehen, wird er uns fragen, warum wir geweint haben!